Die erste grosse Fotoperformance. Entstanden 1983 und 1984 zusammen mit Patrick. Die ersten Aufnahmen sind mit normalem Glühlampenlicht entstanden. Die weiteren Serien jedoch mit der neuen Studio-Blitzanlage.
Der Weg ins Studio
Etwas mehr mit der Kamera experimentieren? Künstliches Licht gezielt verwenden? Aber nicht einfach mit einem auf die Kamera aufgesteckten Blitzgerät? Aktaufnahmen, Bildmanipulationen…?
Ein riesiges, neues Aktionsfeld eröffnete sich!
Die Anzahl der gezeigten Fotos ist reduziert.
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Studioaufnahmen
Hier sind meine ersten Gehversuche im Umgang mit der Studio-Blitzanlage. Wie man sieht, sind die Fotos noch relativ statisch, so wie normalerweise Blitzaufnahmen sind. Das änderte sich in meiner Bildgestaltung bald. Die Erfahrungen waren aber für meine fotografische Entwicklung sehr bedeutsam.
Kanapee und Büchergestell
Canabrett… eine Wortbildung aus Kanapee, einer bequemen Sitzgelegenheit und einem Brett, einem Tablar von meinem Büchergestell.
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Die Umkehr eines Urteils
Eine kleine Bildgeschichte, entstanden und fotografiert am 19.4.1984. Ich habe dabei meine Studio-Blitzanlage das erste Mal ausser Haus verwendet.
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Der Schweizer Fichenskandal 1985:
Je t’aime – moi non plus
Es war Februar 1985. Kommunikation unter Gleichgesinnten. E-Mail gab es damals noch nicht. Dating-Apps natürlich auch nicht. Das Internet wurde erst gerade erfunden, brauchbar war es erst gegen Ende der 80-er Jahre, und das auch nur zaghaft.
Trotzdem kam immer wieder die Frage auf: werden Schwule auch registriert?
Und dann kam 1989 der Schweizer Fichenskandal. Bundespolizei und Bundesanwaltschaft zusammen mit der kantonalen Polizei sammelten rund 900'000 Beobachtungs-Akten (Fichen) über Personen und Organisationen vorwiegend aus dem linken Umfeld (oder besser gesagt: aus dem nicht Mitte-Rechten Lager).
Sind wir auch dabei? – Vielleicht.
Ein Versuch einer bildmässigen Antwort.
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Aktaufnahmen
Nacktheit leben
Aktaufnahmen sind faszinierend und haben ihre besonderen Anforderungen. Die fotografische Umsetzung erfordert Behutsamkeit und auch einiges an Experimentierfreude, denn nur allzu leicht kann man in ein Klischee oder in reine sexuelle Darstellung fallen.
Nacktheit leben, Nacktheit erleben sind zwei wundervolle Erfahrungsmöglichkeiten. Sie fotografisch festzuhalten kann eindrucksvolle Bilder hervorbringen. Da bin ich nur einer unter sehr vielen Fotograf*innen. Leider hat die Möglichkeit, solche Bilder zu veröffentlichen, in der letzten Zeit arg gelitten. Facebook, Instagram und andere lassen grüssen! Auf vielen öffentlichen zugänglichen sozialen Medien ist Nacktheit verboten. Dies im Gegensatz zu Verbrechen, Kriegsbilder usw.
Gelebte Nacktheit in Bildern kann noch wesentlich weiterführen. Ich werde dies mit dem Thema Multidimensionalität etwas später angehen.
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Ich – Lampe
In Farbe zu fotografieren ist einfach. Etwas schwieriger ist es farbige Aktbilder zu erstellen, denn eine praktische Abstraktionsebene entfällt, die durch schwarz-weiss Fotografie automatisch geben wird. Darum waren Experimente mit farbigem Licht angesagt.
Das war im Juni 1984.
Nun, heute im Frühling 2021 habe ich auch die passende Musik für die
Zusammenstellung der Dias, der Slid-Show gefunden.
Titel: Summer of 1984 von RKVC (Rod Kim & Vince Cirino)
Sattel
Der Hocker «Sella 200» hatte es mir angetan. Auf den ersten Blick!
Ich musste ihn haben. Design und Idee sind einfach genial.
Keine Frage, er musste gleich für eine Fotosession hinhalten.
Modell: Sella 200 Hocker
Hersteller: Zanotta
Designer: Achille Castiglioni / Pier Giacomo Castiglioni
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Mehr Zeit im Bild
Aussicht und Einsicht
Bewegungsunschärfe wird in meinen Bildern zusehen wichtiger. Ich empfinde sie als eines der wichtigsten Gestaltungsmittel.
Bildwandel
Wie kriege ich mehr Zeit ins Bild? Langzeitbelichtung und Bewegungsunschärfe funktionieren bestens. Mehrere Bilder ineinander kopieren, Fotos, die nacheinander mit der Kamera aufgenommen wurden, geht doch auch! Damals ohne digitale Möglichkeiten war das nicht so einfach. Aber der Diaprojektor hat dabei geholfen.
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Der unaufhaltsame Aufstieg
Eine Bildserie ohne Anfang und ohne Ende. Die Geschichte musst du dir selbst ausdenken.
Die Fotos entstanden nur mit dem vorhandenen Licht. Blitzlicht ist nicht dabei. Available Light Fotografien waren damals (1986) sehr populär. Ich verwendete einerseits mit normalen SW-Filmen und anderseits mit Polaroid-Schwarz-Weiss Diafilmen, die damals gerade auf den Markt gekommen sind. Sie sind an den grobkörnigen Strukturen zu erkennen.
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Selbstinszenierende Objekte
Wie lernt man fliegen?
1984 bis 1986 war fotografisch eine sehr intensive Zeit. Experiment um Experiment folgte. Mein Liegestuhl lernte fliegen. Und er konnte es perfekt! Die Büste hatte Nachwuchs, Peperoni konnten wachsen und noch einiges mehr. Alles per Kamera.
Patrick war bei der Dokumentation in grossartiger Weise behilflich. Leider ist die Kamera mit dem 8mm Videokassetten dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Abspielen ist demzufolge nicht mehr möglich.
Portraits eines Liegestuhls
Teilweise verwendete ich Polaroid Farbfilme. Diese konnte man mit einem Gerät selbst entwickeln, welches einer Leierorgel mit Handkurbel in Miniaturformat glich. Das Resultat waren Farbdias mit extremer Körnigkeit. Traditionelle Polaroid SX-70 Filme waren auch dabei.
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Eine Art Begegnung
Freitag, 25. April 1986
Lady Gaga wurde einen knappen Monat zuvor geboren. Das hat damals niemand mitgekriegt. Noch nicht. Hingegen war der Tag danach einschneidend. Weltweit. Im Reaktor-Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl ereignete sich die Nuklearkatastrophe. Beides hatte keinen Einfluss auf meine Fotografie, jedenfalls nicht direkt.
Aber genau dann hatte ich Zeit und auch ein paar Polaroid Diafilme. Diese mussten belichtet werden! Es war nicht nur eine Begegnung mit einem widerspenstigen Filmmaterial.
Frühjahr 2021
Etwas später, es war im Februar und März 2021 hatte ich wieder etwas Zeit. Es war ja Lockdown. Also: Ideal um das Fotoarchiv zu digitalisieren. Schachtelweise tauchten alte Experimente wieder auf.
Da sind sie nun. Im digitalen Fotoarchiv leicht zugänglich. Und wenn ich die Fotos wieder anschaue, dann muss ich sagen, die Pola-Dias haben ihren unwiderstehlichen Reiz! Auch dasjenige, was sie zeigen...
Einige dieser Dias habe ich als Still-Video zusammengestellt. Die einzelnen Fotos sind, abgesehen von kleinen Anpassungen der Farbtemperatur, nicht bearbeitet. Ich habe auch keine Ausschnitte erstellt.
Dadurch ist auch die Perforation des Films teilweise sichtbar. Die Unzulänglichkeiten und Fehler, eben der Reiz der Polariod Diafilme sind somit sehr deutlich erkennbar. Das ist gewollt!
Chapeau melon et ceinture blanc
Chapeau melon et bottes de cuir mit dem Originaltitel The Avengers oder in der etwas holperigen deutschen Übersetzung Mit Schirm, Scharm und Melone mit John Steed und Emma Peel war damals zwischen 1961 und 1969 DIE Fernsehserie.
Es war kaum verwunderlich, dass mich diese Filmserie ebenfalls zu einer Fotoserie mit Hut inspirierte. Als Selfies. Gut – das Wort Selfie gab es damals noch nicht. Aber ich habe doch hingehalten, obschon das Auslösen der Kamera etwas umständlich war. Die Arbeit in der Dunkelkammer half jedoch. Auch mit den Polaroid SX-70, quasi als experimentelle Post-Instant Fotografie.
Das war im Sommer 1986.
Akt und Bewegung
Die Bilder, die ich mit Luc-André zusammen machen konnte, wurde zu einer meiner schönsten Akt-Serien. Sie ist im Studio entstanden. Dabei habe ich die gängige Aufnahmesituation mit reinem Blitzlicht verlassen und dadurch die Freiheit erhalten, auch mit Bewegungsunschärfe zu arbeiten. Blitzlicht habe ich nur zusätzlich verwendet.
Patrick hat mich bei der Arbeit assistiert und bestens unterstützt. Auf einigen wenigen Aufnahmen ist er auch zu sehen.
Diese Serie ist im Sommer 1986 entstanden. Diese Aufnahmetechnik mit Blitz- und Dauerlicht habe ich später noch wesentlich weiter ausgebaut.
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PolaWorks
Polaroid Bilder, besonders die SX-70 Pola’s waren in den 80-er Jahren ein sehr beachtetes und gefrages Medium, speziell in Künstlerkreisen. Natürlich habe ich auch damit herumexperimentiert. Vor der Kamera, dahinter, während dem Entwicklungsvorgang und ebenfalls bei der Belichtung des Rohmaterials, der SX-70 Pola's.
Einhalten der "Gebrauchsanleitung" von Kamera und Pola-Film war jedoch nicht immer mein Ding.
Warum sollte man die Pola-Filme überhaupt in die SX-70 Kamera stecken?
Unter dem Vergrösserungsapparat, den man normalerweise für Negatiffilme benötigt, geht das doch auch. Nur für die Entwicklung des Pola's war dann die Kamera doch noch nützlich.
Und wenn dann das Pola wieder aus der Kamera heraus kam, musste man gut aufpassen. Man sollte während der ersten Minute das BIld ja nicht berühren. Auch nicht mit festen Gegenständen. Damit würde die Garantie von Polaroid entfallen.
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Ursus-Club
Der Verein Ursus-Club wurde 1968 gegründet, zu einer Zeit wo jede Anspielung auf die Ausrichtung des Clubs tunlichst vermieden wurde – vermieden werden musste. Nach den Statuten ging es «um die Pflege der Kameradschaft durch Zusammenkünfte und Vorträge». Gegen aussen wurde absolute Verschwiegenheit bewahrt, es gab strenge Eintrittskontrollen und die Sittenpolizei hielt ein wachsames Auge auf den Kellereingang.
Der Ursus-Club war damals in der Schweiz einer der wichtigsten Keller, mit Bar und Disco für schwule Männer. Ich habe dort meinen Mann Patrick kennen gelernt. Aus einer Zehntelsekunde wurden 31 Jahre.
Für das grosse Fest zum 25. Bestehen des Clubs habe ich Fotos mit einigen Mitgliedern gemacht.
Der Club wurde 1997 aufgelöst. Der Freiraum war nicht mehr notwendig, denn die Akzeptanz schwuler Männer etablierte sich zusehends in der Gesellschaft.
2005 wurde in der Schweiz an einer Volksabstimmung das Partnerschaftsgesetz angenommen. Dass die Bevölkerung über ein solches Thema abstimmen konnte, war ein Welt-Novum! Das Gesetz trat 2007 in Kraft.
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